IDM-Vorsitzender Friedrich Faulhammer beim 2. Jahresempfang der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft Freundeskreis Passau-Krems

Am 20. April 2024 nahm unser Vorsitzender Friedrich Faulhammer am 2. Jahresempfang der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft Freundeskreis Passau-Krems in der Heilig-Geist-Kirche in Passau teil. Nach Grußworten der Passauer Stadträtin Erika Träger, der Kremser Gemeinderätin Elisabeth Kreuzhuber und des Präsidenten der Universität Passau Ulrich Bartosch, hielt Friedrich Faulhammer eine Festansprache. In seiner Rede sprach er unter anderem über die aktuellen Entwicklungen im Donauraum, insbesondere auch in Bezug auf die EU-Integration der Westbalkanländer. Er betonte zudem die wertvolle Arbeit des IDM in der Region.  

Lesen Sie mehr darüber hier.

“Russia’s War and Europe’s Changing Security Order: Time for a ‘Greater European Council’?” – EUXGLOB III „Perspectives of the EU’s Eastern Neighbourhood.“

IDM Visiting Fellow Ulrich Schneckener (University of Osnabrück) and IDM Director Sebastian Schäffer, wrote a Policy Paper titled “The Day After – Towards a Greater European Council?” in June 2022. Building upon this work, in 2023, Schneckener and Schäffer further refined their ideas in an article titled “Russia’s War and Europe’s Changing Security Order: Time for a ‘Greater European Council’?” published in Friedrich Faulhammer and Sebastian Schäffer’s edited volume „Growing Together or Drifting Apart“ (Der Donauraum 3-4/2023). Within this piece, they not only assess various proposals from the previous year but also delve into the European Political Community (EPC) concept proposed by French President Emmanuel Macron, while also introducing and exploring the concept of a Greater European Council (GEC) as a new way forward forward.

Their concept of the Greater European Council is now officially published in the book „Perspectives of the EU’s Eastern Neighbourhood.“ Learn more about their insights from this publication: „Perspectives of the EU’s Eastern Neighbourhood.“ – EUXGLOB III VOLUME (pp.20-31).

 

Sebastian Schäffer for Cross-border Talks: The EU reform is a collective necessity

Sebastian Schäffer gave a broad interview on EU affairs, international politics and reform to Vladimir Mitev from Cross-Border Talks. Schäffer spoke in support of EU integration and further expansion. He shared his proposals for reform of the EU institutions. He also discussed about the geopolitical dynamics regarding Ukraine and its path to the EU accession, about the EU future of the Western Balkans, in support of weakening of borders inside EU, etc. Schäffer had critical comments, but also discussed about positive sides of the new EU migrant pact. He didn’t exclude that in the future the European People’s Party makes a coalition with a part of the growing conservitive and populist forces in the EU. And shared what in his view might the rise of the so-called sovereignists change for Europe. Schäffer was also critical towards the understanding that border controls inside the EU should be strengthened, when asked specifically about the agreement between Austria, Romania and Bulgaria that allowed the two Southeastern European countries to join the Schengen area.

You can listen to the whole interview here:

Moderation: “Speak Up! Engaging young political leaders and civil society in the Western Balkans”

Copyright photos: BMEIA/Baurecht

On 26 April, Melanie Jaindl and Daniel Martínek moderated the third edition of the seminar “Speak Up! Engaging young political leaders and civil society in the Western Balkans” in Vienna. The workshop, organized by the Austrian MFA and the US Embassy, took place at the IDM. It gathered young leaders from Bosnia and Herzegovina (BiH) and the BiH diaspora in Austria to discuss the country’s prospects, focusing on its relationship with the European Union and future integration challenges.

The participants had the opportunity to listen to and talk with various guest speakers, who introduced them to projects such as EU4Green: A Green Agenda for the Western Balkan and the European Forum Alpbach. They also had a workshop on political campaigning and an introduction to the EU Strategy for the Danube Region. Most importantly, they had the unique opportunity to discuss the role of politics and activism in shaping environmental policies with Leonore Gewessler, Federal Minister for Climate Action, Environment, Energy, Mobility, Innovation and Technology. A dialogue then continued at the Austrian Parliament, where the participants had a working lunch with four young members of the Austrian National Council. The day closed with a presentation of the EUSDR by Daniel Martínek (IDM) and Pejo Bosnić (Danube Youth Council).

Das Geschäft mit der Ostalgie

Ob auf einer Fahrradtour entlang der ehemaligen Berliner Mauer, oder auf „Safari” mit dem kultigen Trabi: Besucher*innen der deutschen Hauptstadt können durch verschiedene Angebote DDR-Luft schnuppern. JOVANA JANINOVIĆ und HOLGER RASCHKE sprachen mit SOPHIA BEITER über Ostalgie im Tourismus.

Im Restaurant Volkskammerverspeisen Gäste deftige Soljanka und Königsberger Klopse, während sich Raver*innen in einem ehemaligen Atombunker darauf vorbereiten, die Nacht durchzutanzen. Manche Ostdeutschen stillen ihre Nostalgie nach der verlorenen Heimat mit ihren Lieblingssnacks wie Russisch Brot, „Mintkissen“ und Roter Grütze. In sogenannten Ostpaketen“ können sie diese ganz einfach im Internet bestellen. Das Geschäft mit der Ostalgie (Kofferwort aus Osten/Ostdeutschland und Nostalgie) boomt. Kommunistisches Erbe wird dabei ganz im Sinne des Kapitalismus vermarktet. Das weiß auch die Tourismusindustrie für sich zu nutzen. Neben DDR-Museen und Souvenirgeschäften gibt es insbesondere in Berlin unzählige Anbieter geführter Stadttouren, die sich der Zeit der DDR widmen. 

Holger Raschke ist einer dieser Tourguides. Er wuchs in den 1980ern in einem Plattenbau in Potsdam auf, von dessen Fenster er Westberlin sehen konnte. Die Trennung in Ost und West war in seiner Kindheit allgegenwärtig. In Potsdam, einer historischen Garnisonsstadt, waren damals viele sowjetische Streitkräfte stationiert – und die letzten, damals bereits russischen, zogen erst fünf Jahre nach dem Mauerfall aus Deutschland ab. 2017 gründete Raschke schließlich Berlins Taiga, um Interessierte mit auf eine Zeitreise in die DDR-Vergangenheit zu nehmen – zu Fuß, im sowjetischen Retro-Kleinbus, per Fahrrad und sogar per Kajak auf der Havel. 

Doch woher kommt der Hype rund um die DDR? Raschke meint, die Begeisterung sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass es noch unmittelbare Bezüge zu der Zeit gibt und die DDR daher greifbarer ist als zum Beispiel das Mittelalter. Seine Gäste stammen vor allem aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum und sind meist um die 40 Jahre alt oder älter. Einige haben persönliche Verbindungen zur DDR, sei es als ehemalige DDR-Bürger*innen oder als damals in Deutschland stationierte amerikanische oder britische Soldat*innen“, erzählt der studierte Soziologe und Tourismusmanager. Nostalgischen Gefühlen für vermeintlich bessere Zeiten möchte Raschke in seinen Touren aber keinen Raum geben: Wenn ich Gegenstände aus der DDR zeige, wie einen Mitgliedsausweis der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft, weckt das bei Gästen mit DDR-Biographie natürlich Erinnerungen. Aber ich mache keine Ostalgie-Touren, ich bin bemüht, die Geschichte sachlich und objektiv darzustellen. Ihm sei es wichtig zu vermitteln, dass Geschichte eine Abfolge von Ereignissen ist, die immer auch Konsequenzen in der Zukunft haben. Daher setzen seine Touren meist beim Ende des Zweiten Weltkrieges und den Besatzungszonen in Deutschland an. Denn auch die Entstehung der DDR käme nicht von jeher. 

Zwischen Inszenierung und Authentizität  

Dass nicht alle Anbieter so reflektiert wie Raschke handeln, beobachtete Jovana Janinović. Die Dozentin an der Tourismus-Fakultät der Universität in Kotor (Montenegro) untersuchte die Kommodifizierung von Kommunismus und dabei auch geführte Stadttouren. Sowohl bei den Gästen solcher Touren als auch bei Reiseführer*innen erkannte sie nostalgische Narrative. Janinović erzählt: Menschen schaffen es, jede Epoche zu romantisieren, egal wie hart sie war. Diese spezielle Nostalgie für die Zeit des Kommunismus ist für mich aber auch ein wichtiger Indikator dafür, dass der Kapitalismus darin versagt, Verbundenheit zu vermitteln.” Hinter dem Begriff Nostalgie verstecken sich demnach auch Ideologien, und nicht nur sentimentale Gefühle. 

Janinović nahm im Zuge ihrer Forschungen nicht nur an geführten Touren in der ehemaligen DDR, sondern auch in Ungarn, Polen und den Nachfolgestaaten der Tschechoslowakei und Jugoslawiens teil. Dabei erkannte sie wiederkehrende Muster: Obwohl der Kommunismus in all diesen Ländern hinsichtlich des Regimes, der individuellen Freiheiten und der wirtschaftlichen Umstände sehr unterschiedlich war, ähnelten sich die vermittelten Geschichten. So hörte Janinović nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen post-kommunistischen Städten den gleichen Witz” über Lieferschwierigkeiten von Autos – nur die jeweils genannte Automarke variierte von Lada über Trabant bis hin zum Polski Fiat. Janinović verortet dieses Phänomen im Bereich der Glokalisierung (Verbindung aus Globalisierung und Lokalisierung): Die Anekdote funktioniert transnational, berücksichtigt aber lokale Besonderheiten. Die Zeit des Kommunismus wird Tourist*innen so oft als Set von bekannten, länderübergreifenden Stereotypen, Anekdoten und Witzen präsentiert, erklärt sie. 

Für Authentizität und historische Genauigkeit bleibt da oft wenig Platz. Im Massentourismus des 21. Jahrhunderts geht es um Erlebnisse, beobachtet Janinović. Daraus resultieren die Stereotypisierung, Simplifizierung und Disneyfizierung” von Inhalten und Orten. Auch Tourguide Raschke inszeniert einige seiner Touren im Retro-Kleinbus Buchanka” für ein ganz besonderes Erlebnis. Er möchte seine Gäste aber auch abseits der ausgetretenen Pfade führen. So besucht er in seinen Touren beispielsweise die ehemalige „Spionenbrücke“ (Glienicker Brücke) zwischen Berlin und Potsdam, wo die Geheimdienste CIA und KGB im Kalten Krieg verhaftete Agent*innen austauschten, oder sowjetische Ehrenmäler und Kriegsgräber von alliierten Soldat*innen im Treptower Park, die noch zur Lebenszeit Stalins in den Vierzigern errichtet wurden. Raschke erzählt: „Die Spionenbrücke ist eine herkömmliche Brücke, da wird nichts inszeniert oder kommerziell ausgeschlachtet. Und auch die Kriegsgräber sind authentische historische Orte, die unter Denkmalschutz stehen. Der berühmte Checkpoint Charlie ist für mich dagegen eher ein Negativbespiel mit Disneyland-Charakter, denn da ist nichts authentisch. Das Wachhäuschen, das Schild mit der Aufschrift ‚Sie verlassen den amerikanischen Sektor‘ – das sind alles Replika“. 

Entpolitisierte Geschichte 

Um die kommunistische Vergangenheit für die massentouristische Nutzung tauglich zu machen, wird sie auch von ihrer totalitären Seite befreit. Janinović stellte fest: „In manchen Museen wie dem DDR-Museum in Berlin oder dem Museum des Kommunismus in Prag wird den Opfern des Kommunismus, den Schauprozessen und den Folterungen durch die Geheimpolizei nicht mehr Raum gegeben als der Toilettenpapier-Knappheit oder dem Lipsi-Tanz. In seiner kommerzialisierten Form wird unter Kommunismus nicht mehr ein politisches System verstanden, sondern dessen Alltag. Zu dieser inhaltlichen Verschiebung trug auch die Privatisierung der Erinnerungskultur bei. Private Anbieter setzen tendenziell eher auf Erlebnis und Inszenierung sowie leicht zugängliche und amüsante Aspekte, um mehr Menschen und damit auch Gewinn anzuziehen. Gleichzeitig haben diese Akteure mehr Freiheiten in der Nutzung des geschichtlichen Erbes, da sie im Gegensatz zum Staat keinen Bildungsauftrag und im Gegensatz zu Historiker*innen keine Verantwortung gegenüber der globalen Gemeinschaft von Wissenschafter*innen haben.  

Allerdings ist die Kommodifizierung des Kommunismus im Tourismus nicht zwangsläufig als negativ zu betrachten. Janinović erklärt: „Die Kommodifizierung hat Geschichten und Orte ins Bewusstsein der Menschen gerückt und dazu beigetragen, dass die Zeit des Kommunismus überhaupt erst wieder thematisiert wurde.Zudem kann ein Besuch im Museum oder eine geführte Stadttour – egal ob eine um historische Genauigkeit bemühte oder eine auf Erlebnis und Sensation fokussierte – geschichtliches Interesse wecken. Janinović ist überzeugt: „Wenn man möchte, gibt es immer die Möglichkeit, etwas zu lernen, und wenn es nur um das berühmte Berliner Ampelmännchen geht. Von Reiseführer*innen hörte ich oft, dass sie ihre Rolle als Geschichtenerzähler*innen verstehen. Diejenigen, bei denen die Neugier geweckt wird, würden sich auch weiter mit dem Thema beschäftigen.  

 

 

Sophia Beiter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am IDM und hat Slawistik und Germanistik an der Universität Wien studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Schwarzmeerregion, Sprachpolitik und Bürger*innenbeteiligung in der EU. 

Holger Raschke ist Gästeführer in Berlin, Potsdam und Umgebung. Er studierte Soziologie & Humangeografie sowie Nachhaltiges Tourismusmanagement und gründete mit Berlins Taiga einen Touren-Anbieter zur Geschichte des 20. Jahrhunderts. 

Jovana Janinović ist Dozentin an der Universität Montenegro und forscht zu den Themen Tourismus und kulturelles Erbe, Erinnerungskultur und urbaner Aktivismus.  

Was sagen Sie zur EU-Erweiterung?

Zwischen 6. und 9. Juni werden EU-weit Mitglieder des Europäischen Parlaments gewählt. Die Wahlbeteiligung ist oft niedriger als bei den nationalen Wahlen. Diesbezüglich haben wir den Referenten unseres Events: “20 Jahre EU-Osterweiterung & EU-Wahlen 2024: Bilanz und Ausblick aus dem Donauraum”, das am 22. Mai stattfindet, ein paar Fragen zur EU-Wahl, aber auch EU-Erweiterung(en) gestellt.

Frage 1:

Warum sollten wir die EU-Wahlen nicht unterschätzen?

2024 ist ein Superwahljahr im wahrsten Sinne des Wortes. In den USA und der EU werden die Weichen für die nächsten Jahre gestellt: Wir sind mitten im größten Transformationsprozess seit 1945. Die EU-Wahl entscheidet, wie wir diesen Prozess gestalten.

– OTHMAR KARAS 

Die Europäische Union, unsere Europäische Union, ist für die Bewältigung der großen künftigen Herausforderungen alternativlos. Die vom Rat der EU gemeinsam mit dem Europäischen Parlament beschlossenen EU-Gesetze haben direkten Einfluss auf unser tägliches Leben: ob es um verstärkte Rechte für Konsumentinnen und Konsumenten, Chancen für Unternehmen, Mobilität für junge Menschen oder länderübergreifende Themen wie Digitalisierung, Klimawandel oder Handel geht.

– MARTIN EICHTINGER

 

Frage 2:

Was waren die größten Erfolge der EU-Osterweiterung 2004

Mit der Osterweiterung wurde die jahrzehntelange Spaltung Europas endgültig überwunden. Diese Wiedervereinigung Europas war ein bedeutender Schritt für ein neues, modernes und zukunftsorientiertes Europa. Österreich ist damit vom Rand der Union in das geografische Zentrum gerückt.

– BENITA FERRERO-WALDNER

For our region, it was a pivotal moment that fostered international cooperation and granted us the right to co-create our joint European project. It has also facilitated access to EU funds, which have significantly contributed to regional development and prosperity.

– JURAJ DROBA

Es wurde eine neue Heimat in Europa geschaffen, ein Ort des empfindsamen Zusammenkommens. Was immer zusammengehörte, ist endlich zusammengewachsen. Dialog, Aufmerksamkeit, und mehr Frauen in der Politik, ökonomische Sicherheit, freies Reisen ohne Grenzen. Und das Wichtigste war der Frieden.

– NOEMI KISS

Die letzten Überbleibsel des eisernen Vorhangs wurden entfernt. Von der freien Bewegung der Bürger, Waren, des Kapitals und der Dienstleistungen haben alle Europäer, einschließlich der Tschechen und Österreicher, enorm profitiert – und nicht nur wirtschaftlich.

– JIRI SITLER

Frage 3:

Was haben Sie sich von der EU-Osterweiterung erhofft, was auch eingetreten ist?

Aus alten Nachbarn sind neue Partner geworden, mit denen wir das Friedensprojekt Europa weiterentwickeln, auch wenn es in manchen Bereichen unterschiedliche Auffassungen gibt. Abgesehen von der Zusammenarbeit im politischen Bereich, sind es vor allem die enge wirtschaftliche Verflechtung sowie die immer stärker werdenden Kontakte der Zivilgesellschaft und das Zusammenwachsen der Grenzregionen.

– BENITA FERRERO-WALDNER

The EU accession has literally opened the door to Europe for our region. Thanks to cross-border cooperation with our partners, it has also facilitated the implementation of numerous projects, cultural exchanges, knowledge-sharing, and partnerships.

– JURAJ DROBA

Die Euphorie ist vorbei, es gibt Kritik und neue Herausforderungen. Der Alltag in der EU ist für viele Menschen hart. Ich als Autorin habe mich immer für die Peripherie interessiert. Dort zu sein war für mich immer spannender als im Zentrum. Empfindsamkeit hat sich bei mir mit vielen Reisen eingestellt. Zuschauen, zuhören, migrieren. In der Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Serbien, im Kaukasus und in den Karpaten. Überall gibt es Abseits, Öde, Orte ohne Menschen oder Menschen ohne Ort, auch im Westen. Überall gibt es Menschen, die die Heimat verlassen. Das hat mich immer interessiert. Ich hoffe, ich kann auf der Tagung meine gesammelten Beobachtungen teilen.

Jeder Mensch hat einen Glauben an die Zukunft, auch Politiker tragen dafür Verantwortung. Wenn du Arbeiter bist, möchtest du gut bezahlt werden. Deshalb entsteht heftige Migration innerhalb der EU, denn westliche Länder brauchen Billigarbeiter. Die Länder, aus denen die Menschen verschwinden, geraten plötzlich in Gedankenkrisen. Die Länder, in denen plötzlich Migranten präsent sind, können genauso empfindlich reagieren. Politik wird häufig nach Wirtschaftsinteressen gemacht, und Kultur spielt leider nur selten eine Rolle.

Das muss man neu denken. Ich weiß nur, dass in meinem Land Ungarn die westliche Wirtschaft sehr präsent ist, was gute und schlechte Seiten hat. Wir waren sehr euphorisch beim Mauerfall und nach der Wende, in den letzten 30 Jahren hat sich die Gesellschaft aber rasch geändert. Als Konsequenz des Neoliberalismus sind heute besonders die Frauen verarmt; sie betrifft die Krise unmittelbar, doch wir haben kaum Politikerinnen im Parlament. Ich sehe auch positive Dinge, so hat sich beispielsweise die Zivilgesellschaft sehr verstärkt. Alte Parteien verschwinden, neue kommen hinzu. Heute haben die Politiker der Wende den Kontakt zur Gesellschaft völlig verloren, und die Opposition (Linke, Liberale) hat noch weniger Kontakt zu den Menschen. Es ist eine Trauerkrise, kein Demokratiedefizit. Darüber müssen wir nachdenken.

– NOEMI KISS

Die EU hat es möglich gemacht, die verbliebenen belastenden geschichtlichen Probleme aus der Politik zu entfernen: Misstrauen und manchmal sogar Feindschaft wurden durch Kooperation und Partnerschaft ersetzt. Wir haben es auch geschafft, den Blick der EU nach Osten zu rücken, z. B. mit dem Eastern Partnership Projekt während der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft in 2009. Wir haben aber also erkannt, dass die EU keine Garantie der Sicherheit ist: das haben die lauwarmen Reaktionen der EU auf den russischen Imperialismus in 2009 und 2014 gezeigt. Das ändert sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor zwei Jahren, für die Sicherheit der EU (einschließlich der Staaten, die keine Nato-Mitglieder sind) muss aber immer noch die Nato sorgen.

– JIRI SITLER

Frage 4:

Ist die EU bereit für weitere Erweiterungen (und warum)?

Die EU wird ohne Erweiterung nie fertig sein – insbesondere jener des Westbalkan. Die EU ist bereit, die Staaten müssen es auch sein – und dann braucht es Reformschritte, wie das Ende der Einstimmigkeit. Die Konferenz zur Zukunft Europas hat hier klare Forderungen gestellt.

– OTHMAR KARAS

Die Erweiterung der Europäischen Union (vor allem um die Westbalkan-Staaten) ist aus geopolitischen, sicherheitspolitischen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen ein Gebot der Stunde. Sie ist eine Frage der Glaubwürdigkeit der EU. Es gibt in der Politik kein Vakuum. Der Einfluss anderer Akteure in der Region wächst. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass sich das europäische Modell durchsetzt und nicht das russische oder chinesische. (Wir müssen Stabilität exportieren, nicht Instabilität importieren). Dabei müssen wir vom Entweder-Oder-Denken, d.h. Beitritt Ja-Nein wegkommen. Österreich hat dafür die graduelle Integration vorgeschlagen, die den Staaten die Möglichkeit gibt, an Teilbereichen des Binnenmarktes und bei Sitzungen zur gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik teilzunehmen. Es ist erfreulich, dass die Europäische Kommission bereits viele Bereiche dieser österreichischen Initiative übernommen hat. Die notwendigen Reformen der Europäischen Union dürfen kein Vorwand sein, um den europäischen Erweiterungsprozess zu verzögern.

– MARTIN EICHTINGER

Ich sehe schon Hinweise dafür. Denn die nachhaltige Sicherheit und der Wohlstand des europäischen Kontinents hängen unmittelbar von der weiteren Erweiterung der EU ab.

– VASYL KHYMYNETS

Wie wird das Ergebnis der Wahlen zum Europäischen Parlament 2024 die Diskussionen über die EU-Erweiterung beeinflussen?

In Zeiten wie diesen, zeigt die EU ihre Stärke und Attraktivität. Diese bestehen vor allem in Freiheit, Demokratie und Wirtschaftskraft. Ich bin fester Überzeugung, dass die bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament diese Stärken und Werten hervorheben werden und das Fundament für die weitere EU-Erweiterung stärken werden.

– VASYL KHYMYNETS

Lecture by Sebastian Schäffer “Dilemma of Simultaneity 2.0: how do we shape the future of the EU?“

Photos: Diana Popfalushi (OeAD/Lviv), Konstantin Polishchuk

On the 18th of April 2024, Sebastian Shäffer, Director of the Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM), gave an open lecture at the Faculty of International Relations of Ivan Franko National University of Lviv. This event was organised with the support of the Department of International Communications and Digital Diplomacy, the OeAD Kooperationsbüro Lemberg – Austrian Cooperation Office in Lviv, and the IDM.  

Regarding participants, the presentation was attended by scholars, lecturers of the Department of International Communications and Digital Diplomacy, along students who actively engage in research in the field of international relations and European politics. The moderator of the lecture was the Director of the Digital Diplomacy Lab, Associate Professor Kostiantyn Polishchuk. 

As for the content of his presentation, Sebastian Schäffer outlined the structural, institutional, political, and socio-economic features of the EU enlargement process, emphasising the current challenges caused by both the urgent need for internal EU reform and several external factors, in particular, the full-scale aggression of Russia against Ukraine. Schäffer presented in detail the regulatory and institutional framework for the development and functioning of the EU, particularly in the context of its enlargement. Moreover, the IDM-Director emphasised the new challenges for the (geo)political European community in the context of Russia’s attack against Ukraine, anti-systemic actions of individual state leaders (Hungary, Slovakia) and discussions on the role and place of the EU in the modern global security architecture. To conclude, the speaker paid particular attention to the comparative analysis of the negotiation processes of accession to the EU by different European countries, outlining the prospects of Ukraine’s integration into this organisation. 

Following his presentation, answering the participants‘ questions, Director Schäffer stressed the importance of the EU’s proactive position in the enlargement process, the need to improve the existing institutional and regulatory mechanisms, including bringing Ukraine’s legislation in line with these challenges, to eventually overcome the newest dilemma of simultaneity – multi-speed integration and uneven development of European countries in the context of growing global security challenges. 

IDM representatives at the High Level Meeting in Uzhhorod

IDM Chairman Friedrich Faulhammer and IDM Director Sebastian Schäffer attended a High Level Meeting in Uzhhorod titled „Development perspectives in higher education cooperation between Austria and Ukraine“. Organised by the OeAD together with the Austrian Federal Ministry for Education, Science and Research, the Ukrainian Ministry of Education and Science as well as the National Erasmus+ Office of Ukraine, the event brought together representatives from the ministries as well as a variety of universities from both countries. Several crucial aspects were discussed, including working groups amongst others on „The role of universities in reconstruction“. Heartfelt accounts of destruction, displacement and death caused by the unjustified Russian aggression against Ukraine were inevitable also on the agenda.

As the meeting was hosted by our long-term cooperation partner within the Danube Rectors’ Conference (DRC) – the Uzhhorod National University – this was also a good occasion for the current DRC President and the DRC Secretary General to see Rector Volodymyr Smolanka again. We continue to stand with Ukraine and will further support our friends and partners in the region!

Further information (in German)