Geschichte in der Korrekturschleife

Gesetze, Politik und Medien machten queere Geschichte jahrzehntelang unsichtbar. In ihrem Gastbeitrag nehmen Sie ALEXA CARDAȘ und ALEXANDRA CARAMAN mit auf eine Zeitreise durch die wichtigsten Ereignisse der rumänischen LGBTQIA+ Szene im vergangenen Jahrhundert.  

Wenn es um Geschichte geht, sind die besten Erzähler*innen jene, die sie miterlebt haben. Dies trifft umso mehr zu, wenn es sich um die komplexe Geschichte der globalen LGBTQIA+ Gemeinschaft handelt, die von bemerkenswerter Widerstandsfähigkeit und Transformation gekennzeichnet ist. Auch die Entwicklung der queeren Community in Rumänien ist von Widerstand und Wandel, Unterdrückung und einem komplizierten Zusammenspiel soziopolitischer, kultureller und wirtschaftlicher Einflüsse geprägt. 

Liebe im Schatten 

Vor der Wende 1989 zeigte sich die Widerstandsfähigkeit der queeren Gemeinschaft in Rumänien vor allem als Mut zu lieben – wenn auch nur im Verborgenen, denn 1937 wurden öffentliche homosexuelle Handlungen als Straftatbestand eingeführt. Der Staat sah Lesben und Schwule als Gefahr für die streng kontrollierte und vermeintlich homogene Gesellschaft. 1968 wurde Homosexualität dann generell verboten – auch im Privaten – und mit Artikel 200 in das Strafgesetzbuch aufgenommen. Wie die meisten Rumän*innen lebte auch die queere Gemeinschaft unter der ständigen Angst vor dem rumänischen Geheimdienst und misstraute sogar ihren engsten Vertrauten, die womöglich für den Staat spionierten. Jede Form der aktiven Opposition war zu dieser Zeit kaum möglich. Der rumänische Aktivist und Schriftsteller Florin Buhuceanu schreibt über die damalige Zeit: „Homosexualität ist das ständige Ziel von Polizeirazzien. Sie wird vom Rechtssystem inkriminiert, vom medizinischen System ‚behandelt‘, von der Presse zensiert und gesellschaftlich und kulturell verurteilt.“ 

Endlich ans Licht  

Nach der Wende begann in Rumänien eine gesamtgesellschaftliche Transformation, die sich auch in der queeren Szene widerspiegelte. „Homosexuelle betraten die post-kommunistische Bühne als gefährliche Kreaturen, Kreaturen der Finsternis, mit einem Lebensstil, der sie entweder zu Opfern oder Aggressor*innen machte“, so Buhuceanu. 1992 wurde die erste Gruppe zur Stärkung der LGBTQIA+ Rechte gegründet: Total Relations. Nach ihr formten sich immer mehr Nichtregierungsorganisationen, die sich vor allem für die Abschaffung des Artikels 200 einsetzten, der noch immer Existenzen zerstörte. Mariana Cetiner war von 1995 bis 1998 inhaftiert und erinnert sich: „Sie wollten mich zum Gynäkologen bringen, um zu sehen, ob ich eine Frau bin. Ich weigerte mich, deswegen legten sie mir Handschellen an Händen und Füßen an. 24 Stunden lang war ich so an einen Heizkörper gefesselt, ohne Essen und Wasser. Wenn ich pinkeln musste, zogen sie mir die Hose aus. Sie schickten mich ins Gefängnis in Jilava und wollten feststellen, ob ich normal im Kopf bin. Ich war 29 Tage lang im Gefängniskrankenhaus. Dort fragten sie mich, ob ich lesbisch sei. Ich sagte, das sei meine Sache.“ 

Trotz heftigen Widerstands der rumänisch-orthodoxen Kirche und nach Jahren voll hasserfüllter Diskurse kam 2001 schließlich die Erleichterung: Das Verbot der Homosexualität wurde abgeschafft. Queere Menschen konnten endlich aufatmen, denn sie mussten nun nicht mehr rechtliche Konsequenzen ihrer Liebe fürchten. Heute ist es für viele dennoch unverständlich, dass dieser Schritt erst so spät kam. „Es ist seltsam, dass Artikel 200 noch existierte, als ich mit fünf Jahren mit den Nachbarskindern vor unserem Block spielte“, sagt Lia Burg, Community Managerin bei der NGO Identity.Education 

Die Entkriminalisierung bedeutete allerdings noch lange nicht soziale Integration und Anerkennung. Tatsächlich stellte die Legalisierung von Homosexualität einen politischen Schachzug dar, denn Rumänien wollte in die EU und musste somit die Gesetze an EU-Standards anpassen. Die gesellschaftliche Haltung war und ist dennoch von Angst, Abneigung, Vorurteilen und Mikroaggressionen gegen die queere Gemeinschaft geprägt. 

Stolz nach außen tragen 

Aller Widrigkeiten zum Trotz und über die Kanäle interner Netzwerke formierte sich die erste Pride Parade 2005 mit hunderten Teilnehmer*innen in Bukarest. Die traditionellen Medien berichteten kaum über das historische Ereignis und verbreiteten über die folgenden Jahre sogar Falschmeldungen. Denn die Teilnehmer*innenzahlen wuchsen stetig, während die Zeitungen und Fernsehsender von einer abnehmenden Bedeutung berichteten. Auf diese Weise traten die Medien als wichtige Verbündete der homophoben Regierungsinitiativen auf. Konservative und religiöse Gegendemonstrationen lösten immer wieder gewaltsame Zusammenstöße aus und vor allem trans Menschen stießen auf viel Hass. 

Mittlerweile hat sich der Polizeischutz für Pride-Veranstaltungen verbessert, doch das Vertrauen der Szene in die Polizei ist weiterhin gering. In diesem Zusammenhang blieb vor allem das GayFest 2007 in Erinnerung, das von Polizeigewalt gekennzeichnet war. Nach dem Prinzip „vier Beamte pro Lesbe oder Schwulem“ standen 200 Teilnehmer*innen 800 Polizist*innen gegenüber. Bis heute bleibt unklar, welche Gefahren tatsächlich von der Szene vermutet wurden. 

Insbesondere jüngere Generationen wollen dennoch nicht in Angst leben und tragen ihre Identitäten mittlerweile auch bewusst nach außen. Auch wenn die Diskriminierung weiterhin weh tut, versuchen viele auf Hass mit Humor zu reagieren. Dieser Mentalitätswandel führte zu einem erheblichen Anstieg der Pride-Teilnehmer*innenzahlen und zur Organisation von Pride-Märschen in weiteren kleineren rumänischen Städten wie Timișoara, Cluj, Iași, Brașov und Oradea. Insgesamt nahmen im Jahr 2023 über 30.000 Menschen an Pride-Veranstaltungen in ganz Rumänien teil. Einen wichtigen Beitrag zu diesen Entwicklungen leisten die mittlerweile zahlreichen queeren Organisationen, die einen friedvollen intersektionalen Kampf im Zeichen der Solidarität führen. 

Hass boykottieren 

Dass dieser Kampf weiterhin geführt werden muss, zeigte ein umstrittenes Referendum zur Verfassungsänderung im Jahr 2018. Konservative forderten darin, die Ehe ausschließlich als Verbindung zwischen Mann und Frau neu zu definieren. In der ursprünglichen Fassung wird das geschlechtsneutrale rumänische Wort „soți“ verwendet, was so viel heißt wie „zwischen Ehepartner*innen“. Aus Angst der Konservativen, dies könnte eines Tages nicht-heteronormative Ehen erleichtern, forderten sie den Begriff „soti“ durch „Mann“ und „Frau“ zu ersetzen. Es ist eine unbegründete Angst, denn Artikel 277 der Verfassung verweist – sowohl damals als auch noch heute – ausdrücklich darauf hin, dass alle Formen der rechtlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare, wie Lebenspartnerschaften oder die Ehe, verboten sei. 2022 gab es in Ungarn und 2013 in Kroatien ebenfalls Referenden, die die Ehe auf Mann und Frau beschränken und die erfolgreich waren. In der Slowakei dagegen erreichte 2015 ein ähnliches Referendum nicht die notwendige Beteiligung. So schaffte es auch eine Boykott-Kampagne in Rumänien, die Durchsetzung des Referendums zu Verhindern. Die Botschaft der Kampagne: Liebe ist nicht zum Wählen da.  

Mit Diskriminierung hart ins Gericht gehen 

Die Kampagnen zeigten, dass die Spaltung der Gesellschaft immer noch groß ist. Als queere Gemeinschaft geeint zu sein, ist deswegen umso wichtiger, vor allem, weil wir oft nur einander haben. Der Staat erkennt uns nicht immer nicht als gleichberechtigte Bürger*innen mit gleichen Rechten an. Wir dürfen nicht heiraten oder Kinder adoptieren, und unsere Privatsphäre und Würde werden oft nicht geachtet. Heute haben es insbesondere trans Personen weiterhin schwer, ihr Geschlecht rechtlich anzuerkennen lassen und notwendige Gesundheitsversorgung zu erhalten. Es existiert bisher auch keine neutrale Sprache für nicht-binäre Personen in offiziellen Dokumenten. 

2018 urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass Rumänien die Rechte gleichgeschlechtlicher Ehepartner*innen im Rahmen der Freizügigkeitsgesetze anerkennen muss. Clai Hamilton, amerikanischer Staatsbürger, klagte, nachdem er keine Aufenthaltsgenehmigung in Rumänien erhielt, obwohl sein Ehemann Adrian Coman rumänischer Staatsbürger ist und damit auch ihm als Ehepartner die Einreise möglich sein sollte. Da Clai bis heute – trotz des Urteiles des EuGH – keine Aufenthaltsgenehmigung erhielt, legte das Paar Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ein. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen. „Wenn wir Rumänien verlassen, werden wir meist so akzeptiert wie wir sind. Umso schmerzlicher ist es, wieder nach Hause zu kommen und auf Missverständnis und Intoleranz zu stoßen“, fasst der serbische Künstler und Aktivist aus Timișoara, Adrian Oncu, ähnliche Erfahrungen zusammen. 

Ein weiterer wichtiger Fall wurde 2019 vor dem EGMR verhandelt, als 22 gleichgeschlechtliche Paare die rechtliche Anerkennung ihrer Beziehung in Rumänien forderten. Im Mai 2023 entschied der EGMR zugunsten der Liebenden und wies eine Beschwerde der rumänischen Regierung im August dieses Jahres zurück. Immer mehr Paare schließen sich nun dieser Forderung an. 

Kunst gegen Konformismus 

Mit Blick auf die Zukunft wollen wir uns also Optimismus erlauben. Im Jahr 2023 ist Timișoara Europäische Kulturhauptstadt und bei Identity.Education nutzen wir diese Gelegenheit, um auf die Anliegen der LGBTQIA+ Gemeinschaft aufmerksam zu machen. Wir sind der festen Überzeugung, dass Kultur und Kunst mächtige Instrumente zur Beeinflussung von Politik und öffentlicher Meinung sind. So veranstalteten wir ein Videokonzert am Kulturpalast in Timișoara, das auf die letzten 30 Jahre queere Geschichte zurückblickte und von eigens komponierter symphonischer Musik begleitet wurde. Der Ort des Videokonzerts hat außerdem eine besondere Bedeutung in der rumänischen Geschichte: Auf dem Balkon des Kulturpalastes 1989 wurde nämlich die Freiheit Timișoaras vom Kommunismus gefordert – eine Forderung, die sich wie ein Lauffeuer in Rumänien ausbreitete und schließlich zum Sturz des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu führte. Als Titel wählten wir bewusst die Parole der Revolution „Libertate?“ (Freiheit?) mit einem Frage- statt Rufzeichen. Denn – in den Worten der queeren und Rom*nja-Aktivistin Alexandra Corcoveanu – sollten wir „Akzeptanz anstreben, nicht Toleranz. Toleranz bedeutet: Du kannst neben mir sitzen, aber halte Abstand. Wir können die gleiche Luft atmen, aber ich akzeptiere dich nicht als Person. Akzeptanz bedeutet hingegen die Werte der anderen zu akzeptieren und respektieren.“ 

Es ist nur eines von vielen Projekten, die wir neben Stadtführungen, Ausstellungen, Filmen, Vorträgen, Kabarett- und Drag-Shows sowie der Pride Parade mit 1.200 Menschen in diesem Jahr durchführten. Wir wollen damit zeigen, wie lebendig die Kultur und wie reich die Geschichte unserer Gemeinschaft ist. Unsere Geschichte ist die Geschichte Rumäniens. Sie zu kennen, ist befreiend. Es holt uns aus der Unsichtbarkeit heraus, in die uns Gesetze, Politik und Medien über Jahrzehnte gedrängt haben und gibt uns die Zuversicht, in Zukunft mit jenen, die wir lieben, in einer rechtlichen Partnerschaft zu leben, auf der Straße ihre Hände zu halten, ohne belästigt zu werden und schließlich auch irgendwann eine Familie zu gründen. 

 

Alexandra Caraman arbeitet in einer PR- und Kommunikationsagentur in Bukarest und ist Kommunikationsmanagerin bei Identity.Education. 
 

Alexa Cardaș arbeitet als Social-Media-Freelancerin mit Organisationen in den Bereichen Kultur, Kunst, Bildung, Psychologie, Fintech, Marketing und Medizin. 

„Begrenzte Selbstbestimmung muss auf dem Radar von uns allen sein“

Die Grundlagen der Europäischen Union sind Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte, einschließlich der Rechte von Minderheiten. Obwohl die Charta der Grundrechte der Europäischen Union kein ausdrückliches Recht auf Selbstbestimmung beinhaltet, hat sie konkrete Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung bestimmter Grundrechte bewirkt, die mit Selbstbestimmung zusammenhängen – etwa im Bereich der Gleichheit und Nichtdiskriminierung. 

Seit 2019 hat die Europäische Kommission eine Reihe von Gleichstellungsstrategien vorgelegt. Die EU-Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter (2020-2025) stellt politische und legislative Maßnahmen für ein geschlechtergerechtes Europa vor. Unser Ziel ist eine Union, in der Frauen und Männer, Mädchen und Jungen in all ihrer Vielfalt die gleichen Chancen zur Entfaltung haben. Gleichberechtigt sollen sie an unserer europäischen Gesellschaft teilhaben und sie in die Zukunft führen. Im Rahmen der Strategie zur Gleichstellung von LGBTIQ (2020-2025) will die Kommission die gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTIQ-Personen erhöhen und rechtliche Hindernisse für ihre Gleichstellung beseitigen. Das geschieht u.a. durch die Förderung des Austauschs bewährter Praktiken zwischen den Mitgliedstaaten bezüglich der rechtlichen Anerkennung des Geschlechts. Die EU-Strategie für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (2021-2030) enthält Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können, und zwar unter angemessenen Standards, die es ihnen ermöglichen, selbständig zu sein. 

Während sich Europa aufgrund der russischen Aggression in der Ukraine in einem schwierigen geopolitischen Kontext auf die nächsten EU-Wahlen im Juni 2024 vorbereitet, müssen wir erkennen, dass unsere Grundrechte nicht selbstverständlich sind. Darüber hinaus kann eine Demokratie ohne den Zugang zu zuverlässigen Informationen von unabhängigen Medien nicht existieren. Medienfreiheit und -pluralismus gewährleisten einen aktiven Kampf gegen die Manipulation demokratischer Debatten. Heutzutage wird die Fähigkeit der Medienunternehmen, sich selbst zu kontrollieren und ihr Recht auf Selbstbestimmung auszuüben, leider zunehmend durch politischen Druck und ungerechtfertigte Überwachung von Journalist*innen und ihren Quellen bedroht. Um die Unabhängigkeit und die stabile Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Medien zu sichern und das Risiko unzulässiger Eingriffe in die redaktionelle Freiheit zu mindern, haben wir den European Media Freedom Act vorgeschlagen.   

Begrenzte Selbstbestimmung aufgrund von Diskriminierung, Marginalisierung gefährdeter Gruppen und Bedrohungen des demokratischen Prozesses, einschließlich Desinformation, Hassverbrechen und Hassreden, muss auf dem Radar von uns allen sein. Es besteht dringender Bedarf an einem starken und erneuerten Engagement der verantwortlichen Akteur*innen, damit die Menschen ihre Grundrechte tatsächlich wahrnehmen können, auch online. Ich möchte den Autor*innen dieses Magazins für ihren Beitrag zu diesem gemeinsamen Unterfangen danken, indem sie sich anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) mit diesen wichtigen Themen befassen. 

 

Věra Jourová – Vizepräsidentin der Europäischen Kommission

Maintaining a Conflict: Putin’s Shadow Hand in the Bosnia and Herzegovina Crisis

On 4 March 2022, NATO Secretary General Stoltenberg warned that Georgia, Moldova and Bosnia and Herzegovina (henceforth Bosnia) are the next countries vulnerable to Russia’s malign actions, following the war in Ukraine. Why Bosnia? What are Russia’s interests in Bosnia?  

Bosnia was the first country in Europe to undergo genocide genocide since the Second World War, which is why the slightest crises in the country bring back memories of bloody conflict. In addition, the perpetrators of the genocide are portrayed as heroes heroes or publicly endorsed. Most of Bosnia’s unresolved problems are not caused by Russia, but are exploited by Russia for geopolitical interests in the Balkans and beyond.  

Bosnia’s political architecture is extremely complex. All three main entities have uncompromising political desires: the Serbians are looking for independence, the Bosniaks are seeking a further centralization, and the Croats want to create a third entity. While the Dayton Peace Agreement of 1995 ended the bloody civil war that caused over 100,000 casualties, it left the country ungovernable and dysfunctional, frequently described as an ethnocracy. With two entities, three presidents in rotation (one Croat-Catholic, one Serbian-Orthodox and one Bosniak Muslim), 14 governments, 165 ministers, and dozens of hundreds of local authorities, there are too many conflicting interests to form a coherent political framework.  

Russia’s staunchest ally in Bosnia and Europe is the president of Republika Srpska, hardline nationalist Milorad Dodik. In his opinion, Bosnia is an artificial state. Since the start of the Russian war in Ukraine in February 2022, Dodik is one of the few European leaders to have visited Moscow for a private audience with the Russian president Vladimir Putin, and to have endorsed Russia’s sham referendums in occupied parts of Ukraine. In January 2023, Dodik awarded Putin with the highest medal of honour. Due to his destabilizing actions, Dodik and the entire leadership of Republika Srpska were subject to sanctions and put on a blacklist by the USA.  

Dodik shares many of the same ideologies as Putin: they both oppose NATO-expansion and what they call “West degenerative ideology” such as liberalism and LGBTQ rights, while favouring extreme nationalism and an autocratic style of governing. Putin is not the only authoritarian ally of Dodik, he has also built up good relations with Hungary’s Viktor Orban 

Because of Dodik’s veto, Bosnia is the only European country other than neighbouring Serbia not to have placed sanctions on Russia. To Putin, Bosnia is irrelevant, merely a playground to undermine NATO and the EU and to create further trouble and disruption for them. Russia was one of the Dayton signatories and even deployed troops on peacekeeping missions to Bosnia in the mid-1990s, but since Putin became president, Russian relations with the West have deteriorated. One of their favourite channels for expanding Russian influence is the UN’s veto power. The EU and the USA have played their card with have played their card with the High Representative for Bosnia, currently held by the former German Minister of Agriculture, Christian Schmidt, who has the final word on all matters. Meanwhile, in the aftermath of Putin’s famous speech in Munich in 2007, Russia supported Republika Srpska’s secession agenda, questioned Bosnia’s sovereignty, regarded the Hague Tribunal as illegitimate and vetoed the recognition of Srebrenica as genocide. At the UN Security Council on 11 May 2022, Russian Ambassador Vasily Nebenzya referred to Schmidt as an illegal High Representative, thereby playing the Dodik card.  

Although Russia is the main spoiler in the Bosnian crisis, it has hardly exerted any economic or financial leverage. The EU is Bosnia’s main trading partner, Russia accounted for only 0.3% of exports and 1.6% of imports in 2022. For direct investment, Moscow ranked 9th out of the top 10 investors in Bosnia, accounting for less than 3% of total investment. Moscow’s ability to play a role in a country with virtually no economic tools is remarkable. Yet this is due to Moscow’s willingness to work with anyone without trying to change its actions or ideology. More recently, Russia has employed entities such as the Night Wolves, who were involved in the 2014 Crimea secession, and were reported to be present in Bosnia. In 2018, it was reported that Russian mercenaries were training paramilitary forces in Bosnia on behalf of Dodik, and in 2022 it was suspected that the Wagner Group had established a recruiting office in Balkan.  

With the USA debacle in Iraq and Afghanistan, and EU attention diverted by multiple internal crises, Dodik seized the moment in December 2021 to take a further step towards his desire to secede from Bosnia by unilaterally withdrawing Republika Srpska from the tax, defence, health and judicial systems. Every action of secession that Dodik takes is vetoed by the High Representative, the only person able to stop Dodik’s path to secession.   

Lacking the funds to back the secession of Banja Luka, Russia has exploited every alternative to maintain the crisis in Bosnia at no cost, and it appears to be continuing this trend. Russia has managed to maintain a dysfunctional state in the middle of Europe with minimal capital investment. In holding Bosnia in a permanent crisis, Putin’s main aim is to demonstrate the weakness and unreliability of the USA and the EU in preserving peace and stability in its own backyard. Putin is trying to position Russia as rule-maker rather than rule-follower and sees opportunity whenever a crisis occurs; in the case of Bosnia, he is a rule-breaker. Nonetheless, it was not Putin who triggered the dysfunction, corruption or democratic backsliding in the first place.  

The Russian aggression in Ukraine, along with Russia’s malicious actions of interfering in the local and national elections of Western democracy, as well as using the internet for a misinformation campaign to provoke further division, have made the US and the EU better understand Russian agendas and tactics. If the EU pays more attention to the Bosnian crisis, it could close the Russian channels of interference. However, this depends entirely on the general outcome of the war in Ukraine and further enlargement of the EU in the so-called Western Balkans. Although Russia is far from challenging the EU directly, it is pursuing a realistic and opportunistic scheme to undermine the EU via the weakest members or, in the Bosnian case, via the accession candidates. One of the ways to stop Russia meddling in Bosnian affairs is further integration into the EU, as well as a clear path towards full membership.  

  

Rigels Lenja is a Ph.D. student at the Institute of Eastern and Southeastern European History at the Ludwig Maximilian University of Munich. 

Special Round Table: Institute for the Danube Region and Central Europe (IDM) after 70 years

A special Round Table in the framework of  

The annivaersary event series “70 Years of the IDM – Locating the Future” 

and the Annual Conference of the Romanian Centre for Russian Studies:

“20 Months After the Russian Invasion in Ukraine.  What Has Been Done, What Needs to Be Done. Where Is the End?”

(9-11 November 2023, Bucharest) 

 

Institute for the Danube Region and Central Europe  

(Institut für den Donauraum und Mitteleuropa – IDM Vienna)  

after 70 years. 

 

Chair: Sebastian Schäffer  

Discussants: Prof. Dr. Mihai Răzvan Ungureanu, Dr. Anatoliy Kruglashov, Prof. Dr. Aleksander Etkind (online), Dr. Iver B. Neumann, Dr. Armand Goșu, Prof. Dr. Radu Carp. 

Main topics: the EU enlargement and integration, conditions for a good neighbourhood relationship, and the development of democracy and multilateralism, all of them within the broader context of the Russian aggression in Ukraine.  

Further Information:  

Bucharest Conference Program pdf

IDM Short Insights 29: EU Elections 2024: Which path will Europe choose?

 

In 2024 the citizens of the EU will vote in the European Parliament Elections. At the moment, polls still indicate a majority for the traditional centre-right, centre-left coalition of EPP, S&D, and Renew Europe. In the newest IDM Short Insight Sophia Beiter explains how right-wing and Eurosceptic parties are expected to gain votes at the expense of centre parties. They are profiting from the worries and concerns in the population caused by the war in Ukraine, the Covid pandemic, inflation, the energy crisis and migration.


Transcript:

In 2024 the EU will vote. Behind me you can see the building of the European Parliament in Brussels. And from 6th to 9th June a new European Parliament will be elected. Since the last European elections in 2019, Europe has had to face lots of crises. Especially the covid pandemic and the war in Ukraine, which have deeply affected the whole of Europe. The energy crises and the inflation are causing concerns in the population, and are leading to distrust in national governments and the EU. A special Flash Eurobarometer survey from autumn 2023 shows that a majority of EU citizens are discontent with the overall course of the European Union. 39% of EU citizens think that things are going in the wrong direction in the EU currently, while only 26% think that things are going in the right direction. In some Central European countries these rather negative attitudes towards the EU are even more evident. In Austria 50% of the population are not satisfied with the situation of the EU. And in its neighbours, Slovakia and Hungary, this proportion rises to just over 50%. Far-right parties are using these sentiments, the economic uncertainty and the topic of migration for themselves. In the future they are expected to secure votes not only in national governments in Europe but also on EU level. For now, the polls still indicate a majority voting intention going towards a traditional centre-right, centre-left coalition of the European People’s Party, the Socialists and Democrats, and Renew Europe. However, polls also show that right-wing parties are making up ground at the expense of centre parties. The outcomes of the 2024 European Parliament elections will shape the political scene in the EU for the next 5 years. Therefore, already now these elections are greatly awaited not only here in Brussels, but in all member states. 

Beyond Elections: Youth Civic Engagement and the Future of Democracy

Beyond Elections: Youth Civic Engagement and the Future of Democracy 

“70 Years of IDM – Locating the Future” series 

 

Venue: Permanent Secretariat of the Community of Democracies (CoD), Aleje Ujazdowskie 41, Warsaw 

Youth engagement in public life is vital to building stable and resilient democracies and inclusive societies. Yet young people across the globe often feel detached from political processes and have the impression that they are not considered important enough to be represented and their voice considered. Paradoxically, many young people see themselves as actively engaged citizens, though they stress that voting in elections is the main channel through which they practice this activism.  

  • What are the perceptions of young people with respect to democracy, democratic forms of participation, and citizen activism in the EU and beyond? 
  • What tools do the governments have to engage more impactfully and consistently young people?  
  • What can the international community do to advance impactful channels for citizens’ participation and activism? 

This event was organised within the framework of „70 Years IDM – Locating the Future”, an event series organised in the IDM’s target countries on the occasion of its 70th anniversary.

Programme

10.30

Welcome coffee

11.00

Welcome

CoD Secretary General Thomas E. Garrett

70YearsIDM: The Institute and its Mission in Central and Eastern Europe and the Danube Region,
Malwina Talik, research associate, IDM

 

Presentation of reports

CoD report: Youth Recommendations to Increase Engagement in Democracy 

Daryna Onyshko, CoD youth network coordinator 

GLOBSEC/IDM (EUact2 project): Young Minds, democratic horizons. Paving the Way for the EU’s Promising Future. Attitudes of Young People from Austria, Greece, Ireland and Slovakia”

Lukáš Dravecký, project coordinator, GLOBSEC

Comments/response

Prof. Irena Lipowicz, former Polish Ombudsman for Citizen Rights

Bartosz Kubiak, CoD YouthLead, Poland

 

Q&A

 

Conclusions & closing remarks

 

Moderation: Malwina Talik, IDM

 

IDM Short Insights 28: March of a Million Hearts

 

Hundreds of thousands of Poles marched through the streets of Poland’s capital in a ‚March of a Million Hearts‘ on 1 October 2023. The event was initiated by Donald Tusk, currently the leader of the largest opposition party Civiv Platform, to mobilise opposition voters ahead of the upcoming parliamentary elections. However, not all opposition parties joined. In the newest Short Insight, Malwina Talik (IDM), who observed it in Warsaw, explains the magnitude and role of this mass gathering in the ongoing election campaign and analyzes what impact it may have on the election results on 15 October 2023.


Transcript:

I am in Warsaw in Poland where hundreds of thousands of people from all across the country, not only from the capital, came today to join the “March of a Million hearts”. This is already the second rally of this type. The first one took place in June and back then it was meant as a protest against the so-called “Lex Tusk”. It was a proposal made by the Law and Justice party, which, if implemented, would have hindered Donal Tusk from running in the parliamentary elections. The outrage was huge and up to half a million people came to Warsaw back then to show that they disagree with such policies. The number (of demonstrators) was so huge that it surpassed the expectations of the organisers and they decided to use this mobilisation and organise another march and that’s the one that is taking place today. But what it is all about today? Donald Tusk, when asked in an interview, what are the rules of this march, this rally, said that the rules are simple, if you love Poland, come and join us in Warsaw. He indirectly referred to the fact that Poles who oppose the Law and Justice party are labelled as “fake Poles”, “Poles of the worst sort”, so this rally is very much about demonstrating that these Poles also have Poland in their hearts. This is also a new slogan of the Civic Platform, Civic Coalition, a coalition led by Donald Tusk. But this rally goes also beyond reclaiming the public space, public discourse on patriotism. The goal is actually to mobilise voters, especially those undecided voters, two weeks before parliamentary elections. You may ask yourself if a rally can change the results of the elections, of this campaign. Some say that not necessarily, that it can actually disadvantage smaller parties, smaller opposition parties because their voters would turn to the Civic Coalition and some of the smaller parties will be even at risk of not joining the Sejm. However, if we consider how many undecided voters are still there and if they decide to cast a vote, most of them are women, most of them oppose the Law and Justice party, this could still change the electoral result.
And this is who the fight is now about. In two weeks we will know if this rally has borne fruits and made a change or if Law and Justice wins the unprecedented third term.

IDM Short Insights 27: Russian attacks on Ukrainian Danube ports

 

The Danube Region is facing increased Russian missile strikes, posing a threat to the area’s stability, especially near the Romanian border. NATO has been briefed on the situation but found no evidence of deliberate Russian aggression against allied territories. Romania can invoke Article 4 of the NATO Treaty for consultations. Romania’s Ministry of Defense is prepared to respond to an attack on its soil, but invoking Article 5 is not automatic. Rather than blaming Romania for its proximity to targets, the focus should be on condemning Russia’s attacks and understanding their broader implications, including the weaponization of food.


Transcript:

The Danube Region has come under direct attack. Following Moscow’s withdrawal from the Black Sea grain deal, Russian missile strikes targeting Ukrainian ports along the Danube River have significantly increased over the past weeks. The Kremlin is once again threatening the civilian population and risking the region’s safety and stability, as the attacks are happening close to the Romanian border, an EU and NATO member state.   

Dylan White, the acting spokesperson for NATO, disclosed this week that Romania’s ambassador has briefed the alliance about the drone fragments that have been found. He emphasized that there is no evidence suggesting any deliberate aggression by Russia against allied territories. However, Romania retains the option to invoke Article 4 of the NATO Treaty, which calls for collective consultations among member states to safeguard political independence, territorial integrity, and overall security. 

The Ministry of Defense of Romania has asserted that should an attack occur on Romanian soil, the country’s armed forces are fully prepared to respond appropriately. This doesn’t necessarily mean further escalation, as some observers are suggesting. Invoking Article 5, the core of the alliance’s collective defense, is no automatism. Following an attack, the NATO state first has to decide whether or not to ask for support and the response taken is then determined by all members.  

Rather than fearing an Article 5 scenario – so effectively blaming Romania for their border being too close to militarily irrelevant targets – we should ultimately be much more concerned about the Russian Federation’s continued heinous attacks, deliberately causing civilian casualties. We need to understand that Putin is taking all of these factors into account, including the further weaponizing of food against the weakest parts of global society.   

Buchempfehlungen

 

Sebastian Schäffer

Milan Radin: Der Tormann, Leykam 2021

Für diesen Sommer empfehle ich eine leichtere Lektüre, die zwei meiner Lieblingsthemen kombiniert: Die Donauregion und Fußball. Die Geschichte folgt Helmut Duckadam, einem rumänischen Torwart, der im Europapokal-Finale 1986 gegen den FC Barcelona vier Elfmeter hielt und so den Sieg von Steaua Bukarest sicherstellte. Das Buch hat mir viel über die Banater Schwaben, den Kreis Arad, den rumänischen Fußball und das Land im Allgemeinen gelehrt. Erhard Busek hat mir das Buch gegeben, und es hat viel zu lange in meinem Regal gestanden. Ich bin froh, dass ich es endlich gelesen habe. Der gemischte Erzählstil von Milan Radin mag Geschmackssache sein, aber für mich hat er es leicht gemacht, das Buch immer wieder zur Hand zu nehmen. Obwohl ich wusste, wie die Karriere von Duckadam verlaufen würde, habe ich beim Lesen mit ihm mitgefiebert, was es für mich sehr spannend gemacht hat. 

 

Daniela Apaydin 

Sommer in Odessa von Irina Kilimnik, erschienen bei Kein & Aber 2023

Wenn Bomben fallen, stürzen mit den Gebäuden auch die Träume ein. Vor dem Krieg, das hieß etwa in Odessa federleichte Sommerabende am Meer, verliebte Blicke zwischen Freunden, Familienzwist und alltägliche Probleme. „Sommer in Odessa“ erzählt von einer Stadt, in der all das möglich war, weil der Krieg noch keine Krater durch die Städte und Herzen des Landes und seiner Menschen gerissen hat. Im Sommer 2014 war zwar klar, dass sich das Land im Aufruhr befand. Doch die Medizinstudentin Olga pendelt ohne großes Interesse an der Politik etwas planlos zwischen den Erwartungen ihrer Familie, ihrem aufgezwungenen Studium und einigen komplizierten Beziehungen hin und her. Bis sich nach und nach die privaten und politischen Entwicklungen im Leben Olgas überlappen und sie eine folgenreiche Entscheidung trifft. Irina Kilimniks flüssig erzählte Familiensaga ist eine sympathische Liebeserklärung an eine Stadt, in der es sich hoffentlich bald wieder gut träumen lässt. 

Sophia Beiter 

Picknick auf dem Eis” (russ. Original “Smert’ postronnego”) von Andrej Kurkow

“Picknick auf dem Eis” erzählt die Geschichte von Einzelgänger Viktor, der Nekrologe für noch Lebende schreibt und so in die Machenschaften der ukrainischen Mafia gerät. Sein Mitbewohner ist ein depressiver Pinguin, der in der Badewanne lebt. Unaufgeregt, satirisch und melancholisch entführt Andrej Kurkow in die Welt eines gescheiterten Schriftstellers im postkommunistischen Kyjiw der Neunziger. 

 

Darija Benic

Trilogie „Brda od pelina“, bestehend aus den Büchern: „S one bande moje gore“, „S ove bande moje gore“ und „Kastigulja“. Autor: Jasenka Lalović 

Die Trilogie „Brda od pelina“ ist eine emotionale Geschichte über die Rolle der Frauen in der montenegrinischen Gesellschaft – eine Art Hommage an Frauen, die stoisch die Last der Zeit trugen, in der sie lebten, und die unfair beiseite gedrängt wurden. Von Buch zu Buch entfaltet sich die Erzählung ihrer bewegenden Schicksale mit all der gewohnten sprachlichen und kulturellen Vielfalt in der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Kapitulation Italiens im Zweiten Weltkrieg.  

 

Haben Sie gewusst, dass Readers of Europe 2023 in der EU-Bibliothek in diesem Jahr den Schwerpunkt auf Bücher von Autorinnen legt? Die ständigen Vertretungen empfehlen die besten Schriftstellerinnen aus ihren Ländern. Mehr erfahren Sie hier.

 

Kinga Brudzińska 

Brüssel Alphabet (nur auf Polnisch) von Maciej Popowski

Trotz seines Titels und Formats ist dieses Buch keine umfassende Anleitung zur Europäischen Union. Vielmehr nimmt es einen halb scherzhaften, halb ernsthaften Ansatz an und bietet eine subjektive und literarische Darstellung des Brüsseler Mikrokosmos in seinen verschiedenen Aspekten: lokal und international, historisch und politisch, moralisch und kulturell. Durch seine Seiten erhält man Einblicke in die Funktionsweise der Europäischen Union, das Büroleben, prominente Persönlichkeiten im Brüsseler Theater und vor allem die Erfahrungen eines Mitteleuropäers, der in Brüssel lebt. 

Lucas Décorne 

The Globalization Myth: Why Regions Matter; Shannon K. O’Neil (2022)

Für diesen Sommer tauche in dieses Buch ein, das einen frischen Blick auf die Globalisierung wirft und offenbart, dass die eigentliche Geschichte der globalen Wirtschaft in den letzten vier Jahrzehnten nicht nur traditionelle Vorstellungen von Globalisierung umfasst. Stattdessen erforscht das Buch die Bedeutung der Regionalisierung und ihre potenziellen Auswirkungen auf wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand und bietet wertvolle Einblicke für alle, die die Dynamik des modernen globalen Marktes verstehen möchten. 

 

Jack Gill 

The Culture Map; Erin Meyer (2014)

In Gebieten mit großer kultureller und sprachlicher Vielfalt, wie der Donauregion, können grenzüberschreitender Austausch und Zusammenarbeit zwischen Menschen oft eine Herausforderung sein. Selbst das Lernen über andere Kulturen kann einen hoffnungslos unvorbereitet auf Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern lassen. Ich habe dieses Buch ausgewählt, weil die Autorin, Erin Meyer, Möglichkeiten bietet, die „Distanz“ zwischen Kulturen anhand mehrerer Maßstäbe zu messen, die spezifische Eigenschaften umfassen, die allen Kulturen gemeinsam sind. Zum Beispiel werden in einigen Kulturen Entscheidungen durch Konsens in flacheren Hierarchien getroffen, in denen der Chef nur ein weiteres Teammitglied ist, während in anderen Kulturen strenge Hierarchien eine von oben nach unten getroffene Entscheidungsfindung sicherstellen und dafür sorgen, dass die Menschen ihren Platz in Bezug auf Vorgesetzte und Untergebene kennen. Um herauszufinden, wo Ihre eigene Kultur im Verhältnis zu anderen steht, und um zu erfahren, wie man mit Menschen aus anderen Kulturen interagieren kann, empfehle ich dieses Buch. 

Daniel Martínek 

Cities of the World 1572-1617; Georg Braun and Franz Hogenberg

Für viele ist der Sommer ein Symbol für Reisen und das Entdecken neuer Orte. Diese Sammlung von über 350 historischen Gravuren wichtiger Städte aus der ganzen Welt wird Sie sicher inspirieren, während Sie Ihre nächsten Abenteuer planen. Beim Betrachten dieser oder jener Stadtplanung aus der Renaissance bekommt man Lust, Orte in ganz Europa zu besuchen, viele davon auch in der Donauregion. Als ausgebildeter Historiker habe ich mich besonders gefreut, als mir das Buch letzte Weihnachten geschenkt wurde. 

 

Malwina Talik 

„Wie man einen Diktator ernährt“ von Witold Szablowski

Reportage ist für Polen das, was Krimigeschichten für Skandinavien sind. Polnische Sachbuchautoren haben internationale Anerkennung erlangt, dank Autoren wie Ryszard Kapuscinski, die den Weg für andere geebnet haben, wie Justyna Kopinska, Wojciech Jagielski, Wojciech Tochman und den Autor des Buches, das ich diesen Sommer empfehle – Witold Szabłowski. „Wie man einen Diktator ernährt“ wurde während einer der IDM-Melanges vom Polnischen Institut vorgestellt. Ich habe dieses Buch ausgewählt, weil es durch seinen witzigen Stil und die persönlichen Geschichten von Köchen eine ernüchternde Erinnerung daran bietet, warum Autoritäre und Diktatoren in jedem Ort auf der Welt an die Macht kommen und diese halten können, wenn die Umstände günstig sind. Das Buch bietet Einblicke, wie Menschen dem Charme von Diktatoren erliegen können, selbst wenn sie sich ihrer Verbrechen bewusst sind („aber er hat immer für seine Familie gesorgt“, „er war großzügig/bescheiden“, „er hatte ein so schwieriges Leben“, „andere waren noch schlimmer“) oder sich anpassen, um in unvorhersehbaren und oft grausamen Umgebungen zu überleben. Dies ist eine ausgezeichnete Sommerlektüre, da sie fesselnd und leicht zu verfolgen ist und gleichzeitig tiefgreifende Fragen darüber stellt, wie Gesellschaften und politische Systeme funktionieren (und Sie könnten sogar einige interessante Rezepte entdecken, obwohl es vielleicht nicht Ihre Vorliebe ist wie ein Diktator zu speisen). Das Buch ist auf Polnisch, Englisch und Deutsch erhältlich. 

Péter Techet 

The Life and Death of States. Central Europe and the Transformation of Modern Sovereignty; Natasha Wheatley (2023).

Habsburgisches Mitteleuropa wird als „Labor“ für historische Forschung betrachtet, da die Habsburg-Studien neue Konzepte entwickeln müssen, um die multiethnische, multireligiöse und rechtliche Komplexität der ehemaligen Donaumonarchie zu beschreiben. Transnationalität, nationale Gleichgültigkeit, multiple Identitäten, grenzüberschreitende Kulturen – die Habsburg-Studien bieten Historikern aus verschiedenen Regionen und Zeiträumen neue Perspektiven. In ihrem neuen Buch taucht die australische (nicht österreichische!) Historikerin Natasha Wheatley in die rechtlichen Ideen ein, die in der Habsburger Monarchie entstanden sind und postmoderne, postnationale Ansätze vorwegnehmen. Der Titel von Wheatleys Buch beschreibt nicht nur das Verschwinden alter Staaten und die Entstehung neuer nach 1918, sondern verfolgt auch, wie mitteleuropäische Rechtsvorstellungen in der Zwischenkriegszeit transnationale Konzepte jenseits von Staatlichkeit vorstellten. Für diejenigen, die aktuelle Debatten über die Europäische Union oder grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus einer „longue durée“-Perspektive verstehen möchten, insbesondere im Kontext des (nach)habsburgischen Mitteleuropas, ist dieses Buch eine faszinierende Lektüre. Darüber hinaus ist es verständlich geschrieben, selbst für Nicht-Historiker und Nicht-Juristen.

How Kosovo Albanian-Serb Conflict raised the Political Polarization between Albania and Kosovo?

“Albania-Kosovo meeting cancelled”, “Albanian – Kosovo joint meeting cancelled” “Government: It is the first time that a meeting of two governments has been unilaterally cancelled”, “Rama confirms the cancellation of the meeting of governments”. On 13th June, a day before the ninth joint meeting between the Albanian and Kosovan governments that was to take place in Gjakova, those headlines spread rapidly in Kosovan, Albanian and international media. The prime minister of Albania, Edi Rama, announced in the last minutes that he would cancel the meeting. During the press conference, Rama claimed that the meeting could not be held “in the circumstances of Kosovo’s aggravated relations with the entire Euro-Atlantic community”, referring to international criticism of Kosovo’s handling of developments in its northern Serb-majority municipalities. During the governments joint meeting, ten agreements should have been signed. One of the most important was the mutual recognition of lawyers and mediators in resolving disputes. 

The same day, Kosovo’s prime minister Albin Kurti refused Rama’s draft charter for the creation of the Association of Municipalities with a Serb majority in the north of Kosovo. According to Rama, this plan would de-escalate the situation and normalise Kosovo’s relationship with the international community. However, he never introduced the document to the public, considering it as confidential.  

Kurti reminded Rama about Albania’s constitutional duty of dealing with national unity and the citizens of Kosovo. Kurti added: “Rama should hand over that draft to Aleksandar Vučić [President of Serbia] for the Albanians living in Serbia”. Basically, the relationship between Kosovo and Albania turned into a personal fight: Edi Rama vs Albin Kurti. 

 

The Consequences of Partisan Media 

In Albania there are currently hundreds of talk shows, news editions and opinion leaders trying to explain why Kurti refused Rama’s plan or find out who really cancelled the joint meeting, Kurti or Rama. Who is at fault in this situation? The manner in which the media handled the issue was and continues to be like the third season of a soap opera. What is sure is that this is a manifestation of political polarisation. According to a study by Pew Research, people give more weight to statements that support their own views – be it on the left or right spectrum of politics. Frequently, some media outlets in Albania known for supporting Rama`s government criticized Kurti. Albanian and Kosovan media supporting Kurti campaigned against Rama’s policies and his political rhetoric about the Kosovo case. The media has thus played an important role in creating a split: Nationalists, supporting Kurti`s political rhetoric, and the Rama supporters, who idealise or adore him as a Western Balkan leader, who is able to solve the problems between Western Balkan countries. 

 

The Personal Fight Rama vs Kurti 

Across the world, societies polarise politically. The tone of political debate has hardened in recent years, and the political left and right increasingly seem to perceive each other as enemies instead of opponents.1 On the one hand, Rama is trying to be the referee in the conflict in the north of Kosovo. On the other hand, Kurti’s believing that his approach in dealing with Serbia is better than Rama`s and hazards the consequences of the European Union’s sanctions towards Kosovo. A central aspect of political polarisation is a strong belief in the moral superiority of one’s own ideological beliefs, which easily prompts the assumption that alternative ideological beliefs are morally inferior. In this context, the confidence of both prime ministers in their own correctness had caused political polarisation, which may lead to overconfidence in decision-making. For instance, on his Western Balkan tour Rama could not have a meeting with his Kosovan counterpart, but only with Kosovo’s  president, Vjosa Osmani-Sadriu, and the chairman of the parliament, Glauk Konjufca. The overconfidence of Kurti and Rama in their ideas is damaging the two countries. They are still not able to sit together to discuss what is going wrong in Kosovan or Albanian government policies. Rama was accusing Kurti of raising tensions with the persistence he showed by returning four  mayors to the municipality offices. From the nationalist idea of the Greater Albania to diplomatic meetings , and now using Kosovo politically for their own battles: it is clear Kosovo-Albania relations are regressing day by day. The leaders’ overconfidence is weakening Albania and Kosovo-Albanians because the government is playing a neutral role instead of supporting the integrity of the Republic of Kosovo. When the war started, Albania became one of the main destinations for refugees from Kosovo. Albania sheltered hundreds and thousands of refugees during that period. In the war, the Albanian army also helped with weapons. Since Kosovo’s independence in 2008, both countries had good relations which were always preceded by national priorities, but there is also ongoing political and economic cooperation. At the political-diplomatic sphere, the state of Albania and its diplomacy have been quite active in the recognition of the Republic of Kosovo. It is obvious that the relationship between two countries is now damaged. On one hand the opposition in Kosovo is blaming Kurti, on the other hand the Albanian opposition blaming Rama.  

 

Post Truth Symptoms in Media  

Further, “alternative facts”, a term coined by the previous US administration under president Donald Trump (basically meaning false statements), have helped to fuel polarisation. Regularly, the Albanian public was exposed to “alternative facts” when Serbian police forces arrested three Kosovo police officers. At the beginning the media reported the kidnapping of three  police officers, then  labelled it as arrest. There are  two different versions of the same events on 14 June: Pristina Says Serbia ‚Kidnaps‘ Three Police Officers in North Kosovo; Belgrade Says Arrest Took Place On its Territory. As the journalist Matthew D`Ancona writes in the book Post-Truth, “nowadays it is more important the intensity of the drama than accuracy. The reality and entertainment have taken on the same meaning for the public”.2  

The political polarisation was already visible before, in the last days of May, when the situation escalated in north of Kosovo. Soldiers from a NATO-led peacekeeping force were injured in clashes with Serb protesters while defending three town halls with Kosovo-Albanian mayors. The Serbian president put the army on the highest level of combat alert. Serbia continues not to recognise Kosovo as an independent country and still believes that Kosovo is part of Serbia based in the infamous project “Nacertiana” of 1844, that aimed to oppose the idea of the Albanian State establishment and the displacement of Albanians from their ethnic land.  This rhetoric from Belgrade strongly contributes to the ethnic polarisation, which is dangerous. Its impact was also shown in the violent protests by Serbs in Mitrovica. 

Another micro-level symptom of polarisation was the protest organised by Albanians in front of the government building in support of Kosovo after the tensions in its north and the cancellation of the joint meeting between Rama and Kurti. Citizens displayed Albanian, Kosovan and UÇK flags with the slogan: “We Want National Unity (Greater Albania)” 

With all the hot issues to be solved in the Western Balkans, the question remains if at least the political polarization between Albania and Kosovo can be again alleviated?  

 

Media framing in Kosovo and Albania  

We cannot predict the future, but if Kosovo and Serbia continue the conflict under the generally difficult geopolitical situation, society will suffer the consequences of creating enemies. Media has been framing Albanians and Kosovans as brothers for a long time. Things have changed, because in some media in Albania and Kosovo Rama is now framed as a friend of Vučić selling out the national interest and Kosovo for his own interest.  In the partisan Albanian-Kosovan medias there is a framing convergence to Rama. Not only the traditional media help to build this frame, but a huge impact has social media.  Also, the leader of opposition in Albania, Sali Berisha used Facebook to strengthen the framing of Rama as a friend of the Serbian president. Media has an impact to affect the people`s opinion about the Albanian-Kosovo relations. The political polarisation caused violence in the parliament of Kosovo, when Albin Kurti was attacked physically by the opposition parliament members. The question is if the polarisation will raise the tensions and damage the Kosovan reputation in front of Europe and USA? 

Reducing both ethnic and political polarisation in Kosovo, Albania and Serbia will require efforts to promote dialogue and understanding between different groups, as well as accountability in the political system. The biggest challenge is to have media freedom and promoting objective reporting to reduce polarisation and promote democratic values. 

 

Gëzim Hilaj is a journalist, who has a Bachelor Degree in Journalism at the University of Tirana. Currently working as a journalist at the Albanian Public Television, RTSH and writer of many articles in media outlets in his country. Also he is the winner of the third fact checking award in Albania and selected as one of the 15th best young journalists in the world by the Thomson Foundation.